DelphiNE

Ermittlung von Ressourcenschonungspotenzialen in der NE-Metallindustrie durch eine Zukunftsanalyse nach der Delphi-Methode

Kontank: Till Zimmermann
Ansprechpartner beim Umweltbundesamt: Christian Lehmann
Wissenschaftliche Partner: afrotec, Fachgebiet Nachhaltiges Zukunftsmanagement an der Hochschule München

Laufzeit: 01. September 2013 – 30. April 2016

Projektbeschreibung

Das Ziel im Projekt: "Ermittlung von Ressourcenschonungspotenzialen in der Nicht-Eisen-Metallindustrie (NE) durch eine Zukunftsanalyse nach der Delphi-Methode (DelphiNE)" ist es, die Diskussion zur Rolle der NE-Metallindustrie in einer "Green Economy" anzuschieben und dabei mögliche Entwicklungsszenarien samt Treibern und Hemmnissen sowie Chancen und Handlungsoptionen zu identifizieren.

Die Schwerpunkte liegen dabei auf folgenden Bereichen:

  • Substitution von Primärrohstoffen durch Sekundärrohstoffen;
  • Substitution von fossilen Brennstoffen und Reduktionsmitteln;
  • Steigerung der Energieeffizienz;
  • Einsatz erneuerbarer Energien zur dezentralen Stromversorgung der Unternehmen;
  • Recycling von bisher ungenutzten Abfällen.

Hintergrund

Die Produktion und Verarbeitung von Nichteisenmetallen (NE-Metallen) stellt sich äußerst rohstoff- und energieintensiv dar und ist mit hohen Umweltwirkungen verbunden. Eine besondere Dynamik für die NE-Metallbranche in Deutschland ergibt sich aus der Energiewende. Die ambitionierten Ziele zum Ausbau erneuerbarer Energien (35% bis 2020, 80% bis 2050, bezogen auf die Stromversorgung) und bestehende Nachhaltigkeitsziele in Deutschland und Europa sowie Transformationsstrategien hin zu einer "Green Economy" sind mit einer Steigerung der Bedeutung von NE-Metallen für die deutsche Wirtschaft verbunden. Zukunftstechnologien wie Photovoltaik, Windenergie, Speicher, Elektromobilität und Brennstoffzellen spielen dabei eine zentrale Rolle, einige NE-Metalle werden in diesem Zusammenhang gar als "kritisch" betrachtet, bezogen auf ihre wirtschaftliche Bedeutung, ihren Zugang und die dauerhafte Versorgung. Gleichzeitig muss die NE-Metallbranche auch technische Herausforderungen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Nutzung Erneuerbarer Energien meistern.

Innovative Aspekte

Das Neue im Projekt ist in vier Kernmerkmalen zu sehen: Erstens bildet das Projekt ein Paradebeispiel für die methodische Verknüpfung zwischen Nachhaltigkeitsmanagement einerseits und Innovationsmanagement mit Fokus auf Methoden der Zukunftsforschung andererseits. Es trägt dazu bei, den vielfach geforderten Brückenschlag zwischen Gestaltungskompetenz, methodisch gestützter Vorausschau und inhaltlicher Bindung zum Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung einzulösen und tatsächlich für die Praxis der NE-Metallindustrie am Beispiel einer Green Economy umzusetzen. Zweitens ist der Einsatz einer branchenbezogenen Delphi-Methodik auf der Meso-Ebene für die NE-Metallbranche als neu einzustufen. Ihr branchenbezogener Einsatz sowie die mittlere Positionierung "oberhalb" Einzelunternehmen und "unterhalb" einer Volkswirtschaft sind sehr selten und forschungsmethodisch durch internationale Verflechtungen anspruchsvoll. Drittens verbindet das Projekt die Anforderungen "rigor" (Science) und "relevance" (Lebenswelt), indem zu der für Deutschland hoch bedeutsamen Entwicklung der NE-Metallindustrie konkrete Problemlösungsoptionen erarbeitet werden, und zwar methodisch gestützt, unmittelbar praxisrelevant und verantwortungsgebunden, so wie es eine Green Economy leitbildhaft verkörpert: Effizienzbedingungen zugleich mit Human-, Sozial- und Naturverträglichkeit koppeln. Viertens schließlich ist das forschungsbezogene Projekt eingebettet und flankiert: durch Lehrveranstaltungen unter dem Rahmenkonzept einer Industrial Ecology (siehe auch www.industrialecology.de) sowie der Netzwerkbildung mit Transfer zu Akteuren der NE-Branche, interessierten Kreise der Zivilgesellschaft und politischen Entscheidungsträgern. Alle drei innovativen Aspekte greifen im Projekt ineinander.

Vorgehen

Um die für Deutschland strategisch bedeutsame Diskussion auf eine sachlich fundierte und methodisch gesicherte Grundlage zu stellen, bieten sich ausdrücklich Methoden der Zukunftsforschung und hierbei insbesondere das bewährte Instrument der Delphi-Befragung sowie dessen Verknüpfungen zu Szenarien und Roadmaps an. Die Delphi-Befragung ist eine groÃ?skalige expertenbasierte Befragungstechnik. Die Befragung in mehreren Runden führt zu einer Verdichtung der Einschätzungen auf einen harten Kern plausibler Annahmen zu Entwicklungspotenzialen in der NE-Metallbranche, darunter z.B.: Substitution von Primärrohstoffen durch Sekundärrohstoffe, Substitution fossiler Brennstoffe und Reduktionsmittel, Steigerung der Ressourcen- und v.a. Energieeffizienz, Einsatz erneuerbarer Energien zur dezentralen Stromversorgung sowie Recycling bisher ungenutzter Reststoffe und Nutzung von Abfällen. Zur Fragebogen- bzw. Thesenentwicklung sowie im Nachgang der Delphi-Befragung finden Fachgespräche und Workshops unter Einbindung externer Experten statt. Die hier einbezogenen sowie die später an der Befragung teilnehmenden Experte setzen sich aus den Stakeholdergruppen Industrie/Wirtschaft, Wissenschaft, Verbände, Behörden sowie NGOs zusammen.

Auf der Basis der Delphi-Befragung werden sodann Szenarien für eine zukünftige ressourceneffiziente NE-Metallindustrie entworfen, mit einem zeitlichen Planungshorizont bis zum Jahr 2030. Die in den Szenarien plastisch werdenden Zukunftsbilder werden durch Roadmaps unterlegt und spezifiziert.

Beteiligte Institutionen

aforetec steht kurz für "Assessment–Foresight–Technology" und damit stellvertretend für den Hauptarbeitsbereich: die vorausschauende Bewertung von Technologien. Die Tätigkeitsschwerpunkte liegen entsprechend auf der strategischen Entscheidungsfindung und Kundenberatung durch Technologievorausschau, Technologiebewertung, Technikfolgenabschätzung sowie technologiebezogene wissenschaftliche Gutachten.
Kontakt: Dr. Stefan Gößling-Reisemann, sgr@aforetec.de; 0421-218 64884

Die Tätigkeitsschwerpunkte des Fachgebiets Technikgestaltung und Technologieentwicklung an der Universität Bremen liegen in der Analyse der Quantität und Qualität von Stoffströmen, in der Stoffstrommodellierung und Arbeiten zu einer nachhaltigen Gestaltung des industriellen Metabolismus (Industrial Ecology). Aktuell wurde bspw. eine Studie zu den Materialbedarfen und Sekundärmaterialpotenzialen des Windenergieausbaus in Deutschland mit Zeithorizont 2050 angefertigt, im Projekt "ReStra – Recyclingpotenziale strategischer Metalle" (UFOPLAN FKZ 3711 93 339) werden Bedarfe strategischer Metalle in verschiedenen Anwendungen analysiert und Recyclingpotenziale aufgezeigt.
Kontakt: Till Zimmermann, tzimmermann@uni-bremen.de; 0421-218 64893

Das Fachgebiet Nachhaltiges Zukunftsmanagement an der Hochschule München verfügt in Person von Professor Ralf Isenmann und des dort im Aufbau befindlichen Fachgebiets bereits über langjährige Erfahrungen in Projekten der angewandten Forschung mit Ministerien, NGOs sowie Unternehmen. Die thematischen Schwerpunkte umfassen (i) nachhaltiges Management, insbesondere Ansätze des Industrial Ecology Managements und Nachhaltigkeitsmanagement, (ii) innovationsorientiertes und technologiegetriebenes Zukunftsmanagement mit den Schwerpunkten auf Methoden der Zukunftsforschung, v.a. des Technologie-Roadmappings und seinen Methodenkombinationen, sowie (iii) Informationsmanagement mit dem Fokus auf der Online-Berichterstattung.
Kontakt: Prof. Dr. Ralf Isenmann,ralf.isenmann@hm.edu; 089- 1265 2757